Der Herbstwind bläst durch die politische Landschaft, und das BSW steht im Auge des Sturms. Nach den bemerkenswerten Wahlerfolgen in Ostdeutschland trifft sich Sahra Wagenknechts junge Partei nun zum ersten Bundesparteitag. Die Erwartungen sind hoch, doch hinter der Fassade brodelt es bereits.
Was als Projektionsfläche für Protestwähler begann, muss jetzt erwachsen werden. «Wir müssen uns entscheiden, ob wir eine Ein-Frau-Show bleiben oder eine demokratische Partei werden wollen», flüstert mir ein Delegierter in der Kaffeepause zu. Diese Spannung ist überall spürbar. Während Wagenknecht die unumstrittene Gallionsfigur bleibt, fordern viele Mitglieder mehr Mitsprache und demokratische Strukturen. Die Frage der Nachfolge schwebt wie ein Damoklesschwert über allem. Wer könnte je in ihre Fußstapfen treten?
Gleichzeitig ringen verschiedene Flügel um die inhaltliche Ausrichtung. Die einen wollen den Fokus auf soziale Gerechtigkeit und Friedenspolitik legen, andere schielen auf konservative Wähler mit härteren Positionen bei Migration. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer langjährigen Linken-Aktivistin, die jetzt beim BSW ist: «Ich bin für Frieden und soziale Politik eingetreten, nicht für Abschottung.»
Dieser Parteitag wird zeigen, wohin die Reise geht. Das BSW steht am Scheideweg zwischen charismatischer Führung und demokratischer Entwicklung. Die Entscheidungen, die hier fallen, werden die politische Landschaft Deutschlands auf Jahre prägen. Manchmal brauchen neue Parteien eben Zeit, um ihre eigene Stimme zu finden.