In Berlin-Neukölln macht sich Unmut breit. Seit der Ankündigung möglicher Änderungen beim Bürgergeld sind viele Anwohner besorgt. «Ich weiß nicht, wie ich über den Monat kommen soll, wenn die Leistungen gekürzt werden», sagt Maria K. (43), alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Rund 230.000 Berliner beziehen derzeit Bürgergeld – viele leben am Existenzminimum.
Die Diskussionen über die Zukunft der Sozialleistung verunsichern besonders in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosenquote. Experten warnen vor gravierenden Folgen. «Eine Verschärfung der Regeln trifft die Schwächsten und löst keine strukturellen Probleme», erklärt Sozialarbeiter Thomas Weber von der Berliner Stadtmission. Bei meinen Gesprächen am Hermannplatz höre ich immer wieder die gleiche Sorge: Viele fürchten, in prekäre Arbeitsverhältnisse gedrängt zu werden.
Die Jobcenter bereiten sich bereits auf Änderungen vor. Lange Warteschlangen vor den Beratungsstellen sind keine Seltenheit. «Wer nicht zur Oberschicht gehört, ist in diesem Land verloren», meint der 58-jährige Ralf, der nach einer Krebserkrankung seinen Job verlor. Auch Franziska S. hat Angst: «Mit meiner Teilzeitstelle reicht es vorne und hinten nicht.«
Die Berliner Landesregierung prüft unterdessen Möglichkeiten, soziale Härten abzufedern. Für viele Betroffene bleibt die Zukunft jedoch ungewiss. In einer Stadt, in der die Mieten stetig steigen und bezahlbarer Wohnraum Mangelware ist, könnte eine Verschärfung der Bürgergeld-Regelungen das soziale Gleichgewicht weiter belasten.