Die Wende in der deutschen Verteidigungspolitik ist unübersehbar. Bei meinem Besuch der Bundeswehrkonferenz letzte Woche spürte ich eine neue Ernsthaftigkeit. Verteidigungsminister Boris Pistorius schwört die Truppe auf eine Zeitenwende ein. «Wir müssen kriegstüchtig werden», sagte er unmissverständlich vor versammelten Soldaten und Militärexperten.
Der Ukraine-Krieg hat die europäische Sicherheitsarchitektur grundlegend verändert. Russland wird wieder als potenzielle Bedrohung wahrgenommen. Die Bundeswehr rüstet sich für eine neue Ära. Das 100-Milliarden-Sondervermögen fließt in moderne Ausrüstung und Waffensysteme. Allerdings reicht das laut Experten nicht aus. «Die Zeitenwende ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern vor allem eine Frage der Mentalität», erklärte Sicherheitsexperte Professor Klaus Weber bei einer Podiumsdiskussion.
Bei einer Besichtigung des Truppenübungsplatzes Bergen fiel mir auf, wie sehr sich die Ausbildung verändert hat. Statt Auslandseinsätzen steht nun die Landesverteidigung im Fokus. Die Soldaten trainieren intensiv für Szenarien, die man lange für undenkbar hielt.
Dieser Paradigmenwechsel betrifft uns alle. Eine Gesellschaft, die jahrzehntelang in Friedenszeiten lebte, muss sich neu orientieren. Die Verteidigungsbereitschaft wird wieder Teil unserer Normalität. Ob wir uns damit anfreunden können oder nicht – die sicherheitspolitische Realität hat Deutschland eingeholt.