Die Münchner Staatsanwaltschaft hat einen groß angelegten Callcenter-Betrug aufgedeckt, der vorwiegend junge Menschen anlockte. Über 200 Personen wurden in den vergangenen zwei Jahren in mehreren Büros in der Innenstadt angeworben. Die Masche funktionierte mit falschen Versprechen von schnellem Geld und lukrativen Provisionen.
«Die Täter haben gezielt auf Instagram und TikTok geworben, wo viele junge Menschen nach Nebenjobs suchen», erklärt Staatsanwältin Juliane Grotz. Die Callcenter-Mitarbeiter mussten mit vorgegebenen Skripten arglose Verbraucher anrufen und ihnen dubiose Finanzprodukte verkaufen. Ein ehemaliger Mitarbeiter berichtet: «Uns wurde beigebracht, wie wir Druck aufbauen und die Leute zum Abschluss drängen können.» Die Produkte existierten oft gar nicht oder waren wertlos.
Besonders erschreckend finde ich als langjährige Beobachterin der Münchner Betrugsszene, wie offen die Betrüger in bekannten Bürogebäuden an der Sonnenstraße operierten. Viele Angestellte, meist Studenten oder Berufseinsteiger ohne Erfahrung, ahnten nicht, dass sie Teil eines illegalen Systems waren. Sie erhielten für erfolgreiche Abschlüsse zwischen 50 und 200 Euro Provision.
Die Schadenssumme beläuft sich auf mindestens 1,2 Millionen Euro. Für die Betroffenen bleibt der Verlust meist unwiederbringlich. «Wir raten zu besonderer Vorsicht bei verlockenden Jobangeboten», warnt die Verbraucherzentrale Bayern. Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie geschickt Betrüger moderne Arbeitsplatzsehnsüchte ausnutzen können.