Der Herbst hüllt das Bildungshaus Stapelfeld in goldenes Licht, während sich drinnen ein intensiver Dialog entfaltet. Beim jüngsten Caritas-Abend standen unsere Demokratie und die wachsende Politikverdrossenheit im Mittelpunkt. Ein Thema, das mich persönlich umtreibt, seit ich bei der letzten Kommunalwahl die leeren Wahllokale sah.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Wahlbeteiligung sinkt seit Jahren. Bei den letzten Europawahlen gaben nur 61,4 Prozent ihre Stimme ab. Ein alarmierendes Signal. Beim Podiumsgespräch betonte die Politikwissenschaftlerin Dr. Claudia Weber: «Demokratie ist kein Selbstläufer. Sie lebt vom Mitmachen und kritischen Hinterfragen.» Ihre Worte trafen den Kern der Diskussion.
Besonders beeindruckte mich das Engagement junger Menschen vor Ort. Die 19-jährige Sophie vom Jugendparlament Cloppenburg erzählte von ihren Erfahrungen mit Gleichaltrigen. «Viele fühlen sich nicht gehört oder verstanden,» sagte sie zwischen zwei Schlucken Tee. Ich erinnerte mich an mein erstes Interview mit Erstwählern vor zwanzig Jahren – die Skepsis war damals anders, aber nicht weniger präsent.
Caritasdirektor Johannes Buß verwies auf die Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. «In unseren Beratungsstellen erleben wir täglich Menschen, die sich abgehängt fühlen.» Auch in unserer Region wächst die Kluft zwischen denen, die partizipieren, und jenen, die sich zurückziehen.
Was bleibt vom Abend? Die Erkenntnis, dass Demokratie Begegnung braucht. Nicht nur in digitalen Räumen, sondern von Angesicht zu Angesicht. Während ich im Dunkeln nach Hause fahre, denke ich: Vielleicht beginnt Demokratie genau hier – im Gespräch mit dem Nachbarn, der anders denkt als ich.