Als ich am Wochenende durch Jülich fuhr, fielen mir die bunten Protestbanner sofort ins Auge. «Atomkraft? Nein danke!» stand dort in großen Lettern. Die geplanten Castor-Transporte aus Jülich erhitzen die Gemüter. Rund 152 Behälter mit hochradioaktivem Brennelement-Müll müssen bis 2025 abtransportiert werden. Die Pläne sind Teil eines größeren Problems: Wohin mit dem strahlenden Erbe unserer Energiepolitik?
«Diese Transporte stellen uns vor immense logistische und sicherheitstechnische Herausforderungen», erklärt Dr. Martina Weber vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung. Ich erinnere mich, wie ich als junge Reporterin meinen ersten Castor-Transport begleitete. Die Anspannung war greifbar, die Sicherheitsmaßnahmen beeindruckend. Heute, fast zwei Jahrzehnte später, bleibt die Grundproblematik dieselbe. Der Atommüll muss irgendwohin. In NRW betrifft dies nicht nur Jülich, sondern auch das Zwischenlager in Ahaus, wo bereits 329 Castor-Behälter stehen. Die Anwohner fühlen sich oft unzureichend informiert. «Wir tragen ein Risiko, ohne wirklich gefragt worden zu sein», sagte mir ein Anwohner bei meinem letzten Besuch.
Die Frage nach dem finalen Endlager bleibt unbeantwortet. Deutschland sucht noch immer. Die Castor-Debatte zeigt exemplarisch unsere gesellschaftliche Herausforderung: Wie gehen wir mit Entscheidungen um, deren Folgen Generationen überdauern? Während die letzten Atomkraftwerke vom Netz gingen, bleibt ihr Erbe noch Jahrhunderte bei uns. Ein Thema, das uns alle angeht – weit über NRW hinaus.