Die Stille eines Sonntagmorgens wurde abrupt unterbrochen. Mehr als 500 Menschen versammelten sich gestern an den Bahngleisen bei Gronau. Mit Plakaten, Transparenten und entschlossenem Blick. Der Grund: Wieder rollen Castor-Behälter mit Atommüll durch NRW. Eine Demonstration, die mich an die großen Anti-Atomkraft-Bewegungen der Vergangenheit erinnert, aber mit neuem Gesicht.
Der aktuelle Transport bringt abgebrannte Brennelemente aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Emsland ins Zwischenlager Ahaus. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. «Diese Transporte sind ein unkalkulierbares Risiko für die Bevölkerung», erklärte Umweltaktivist Matthias Eickhoff beim Protest. «Wir haben immer noch keine Lösung für den strahlenden Müll, aber schaffen weiter neue Probleme.»
Was mich besonders berührt: Die bunte Mischung der Demonstrierenden. Grauhaarige Veteranen der Anti-Atom-Bewegung stehen Seite an Seite mit Teenagern in «Fridays for Future«-Shirts. Eine ältere Dame erzählte mir mit feuchten Augen von ihrem ersten Protest 1985. Daneben tippt eine junge Aktivistin energisch auf ihrem Smartphone, organisiert live den nächsten Flashmob.
Die Castor-Transporte mögen weniger Schlagzeilen machen als früher. Doch der Widerstand bleibt lebendig. Die Proteste zeigen: Die Atomfrage ist nicht gelöst. Sie hat nur ihr Gesicht verändert. Die ungelöste Endlagerfrage verbindet Generationen. Und während der Transport weiterrollt, wächst die Bewegung still und stetig weiter.