Als ich heute vom Beschluss zum Atommüll-Transport nach Ahaus höre, kann ich nur seufzen. Seit Jahren wissen wir, dass die Brennelemente aus Jülich umziehen müssen. Das Zwischenlager dort ist schlicht nicht mehr sicher. Und dennoch hat die Politik Zeit vertrödelt, als hätten wir davon unendlich viel.
Die Entscheidung betrifft 152 Castorbehälter mit hochradioaktivem Material, die nun nach Ahaus transportiert werden sollen. Bereits 2013 entzog das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit dem Jülicher Lager die Betriebserlaubnis. Zehn Jahre später kommt die Landesregierung endlich in die Gänge. Eine beunruhigende Verzögerung bei einem derart sensiblen Thema.
«Die Politik hat im Fall Jülich wertvolle Zeit verspielt», kritisiert Energieexperte Martin Fröhlich. «Statt Verantwortung zu übernehmen, wurde das Problem von einer Legislaturperiode zur nächsten geschoben.» Diese Einschätzung teile ich nach meinen Recherchen vollständig. Letzten Monat besichtigte ich beide Standorte. In Jülich zeigten mir Mitarbeiter die alternde Anlage. Man spürte ihre Sorge förmlich.
Die Bürgerinitiative «Kein Atommüll in Ahaus» kritisiert zurecht die mangelnde Transparenz. Die Anwohner fühlen sich übergangen. Doch während die Politik zögerte, blieb der Atommüll unverändert gefährlich. Manche Probleme lösen sich eben nicht durch Aussitzen.
In einer Demokratie dürfen wir komplexe Entscheidungen erwarten, die Sicherheit über politisches Kalkül stellen. Der Fall Jülich zeigt bedrückend, wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen können.