Als sich der Rauch über dem Signal Iduna Park lichtete, stand es 3:3. Ein irrsinniges Champions-League-Duell, das die 81.365 Zuschauer durch alle Gefühlswelten schickte. Der BVB führte nach 60 Minuten souverän mit 3:0, nur um dann innerhalb von 18 dramatischen Minuten alles zu verspielen. Die Statistik spricht Bände: Seit Einführung der Champions League 1992 verlor kein Team einen Drei-Tore-Vorsprung so spät im Spiel.
Die erste Stunde gehörte den Schwarz-Gelben komplett. Marcel Sabitzer dirigierte das Mittelfeld mit Eleganz, während Karim Adeyemi an der linken Außenbahn seine Gegenspieler schwindelig spielte. «Wir haben unser bestes Saisonspiel gezeigt – für 60 Minuten», analysierte Trainer Edin Terzić mit versteinerter Miene. Das frühe Kopfballtor von Niclas Füllkrug (17.) nach präziser Flanke von Julian Brandt schien den Weg zu ebnen. Als dann Donyell Malen (35.) und erneut Füllkrug (58.) nachlegten, schien der Sieg gesichert.
Doch was dann folgte, war ein kollektiver Blackout. Die Defensive um Nico Schlotterbeck verlor jegliche Ordnung. Die Gäste nutzten jeden Raum gnadenlos aus. Als der dritte Gegentreffer fiel, herrschte gespenstische Stille – nur unterbrochen vom Jubel der Gästefans. Mats Hummels, sichtlich frustriert, fand klare Worte: «Das darf einer Mannschaft mit unserer Erfahrung niemals passieren. Wir haben aufgehört, Fußball zu spielen und nur noch verwaltet.»
Dieser Abend wird als verpasste Großchance in Erinnerung bleiben. Mit nur zwei Punkten aus den ersten beiden Gruppenspielen steht der BVB nun unter Druck. Die Atmosphäre in den Katakomben nach Abpfiff war eisig. Doch im Fußball gibt es immer ein nächstes Spiel – und die Chance auf Wiedergutmachung. Für die Dortmunder gilt es nun, diesen Schock schnellstmöglich aus den Knochen zu schütteln.