Der Vermisstenfall Pierre Pahlke erhält nach fast drei Jahrzehnten eine neue Wendung. Der damals 16-jährige Essener verschwand am 25. August 1995 spurlos, nachdem er mit dem Fahrrad zur Jugendherberge nach Xanten aufgebrochen war. Laut Polizeistatistik bleiben in Nordrhein-Westfalen jährlich etwa 10.000 Vermisstenfälle ungelöst.
Die Staatsanwaltschaft Essen hat nun beim Amtsgericht den Antrag gestellt, Pierre für tot zu erklären. Nach 28 Jahren ohne Lebenszeichen gilt dies als formaler Schritt, der den Angehörigen Rechtssicherheit bringen soll. «Diese Entscheidung bedeutet keineswegs, dass wir die Ermittlungen einstellen«, erklärt Oberstaatsanwalt Matthias Blüm. Die Akte bleibe ein «Cold Case», der regelmäßig überprüft werde.
Zahlreiche Suchaktionen, darunter Hubschraubereinsätze und Taucherteams im Rhein-Herne-Kanal, blieben erfolglos. Auch die Ausstrahlung bei «Aktenzeichen XY» brachte keine entscheidenden Hinweise. Pierres Mutter Ursula Pahlke gab in all den Jahren die Hoffnung nie auf. «Jede ungelöste Vermisstenakte ist wie eine offene Wunde für die Angehörigen«, so Kriminalpsychologe Dr. Thomas Weber.
In der Nordstadt, wo die Familie damals wohnte, erinnern sich ältere Anwohner noch gut an den Fall. Die Todeserklärung könnte nun einen formellen Abschluss bringen, auch wenn die Fragen bleiben. Für die Ermittler ist klar: Der Fall wird erst geschlossen, wenn Pierre gefunden wird oder sein Schicksal geklärt ist.