In Stuttgart entsteht Deutschlands erster Comic-Lehrstuhl. Die Hochschule der Medien (HdM) etabliert damit ein akademisches Novum, das vom Vermächtnis der Tübinger Unternehmerin Regine Leibinger ermöglicht wird. Rund 1,5 Millionen Euro stellt die Leibinger-Stiftung für die Förderung dieser lange unterschätzten Kunstform bereit.
Die Professur soll zum Wintersemester 2025/26 besetzt werden und neben der künstlerischen Praxis auch die Geschichte und Theorie der Comics vermitteln. «Comics sind ein wesentlicher Teil unserer visuellen Kultur und verdienen dieselbe akademische Aufmerksamkeit wie andere Medienformen», erklärt Prof. Dr. Alexander Roos, Rektor der HdM. Die Ausbildung wird interdisziplinär angelegt, um Verbindungen zu Illustration, Animation und digitalen Medien herzustellen. Bisher mussten deutsche Comic-Interessierte oft ins Ausland ausweichen – nach Frankreich oder Belgien, wo die neunte Kunst einen höheren Stellenwert genießt. Vor Ort beobachte ich bereits großes Interesse bei Studierenden, die ihre Skizzenbücher begeistert zeigen.
Die Comic-Forscherin Dr. Barbara Eder betont: «Stuttgart könnte sich zum deutschen Zentrum für Comic-Kunst entwickeln.» Die Leibinger-Stiftung setzt damit ein Zeichen für die kulturelle Bedeutung von Comics – und schafft neue berufliche Perspektiven für kreative Köpfe in Baden-Württemberg. Ein Schritt, der die Graphic-Novel-Szene hierzulande nachhaltig verändern dürfte.