Berlins Straßen wurden gestern zum Schauplatz politischer Spannung. Sieben Personen nahm die Polizei bei einer Gegendemonstration zum Christopher Street Day (CSD) fest. Die Hauptstadt erlebte damit den dritten Zwischenfall bei LGBTQ+-Veranstaltungen innerhalb eines Monats, wie die Behörden mitteilten.
Die Gegendemonstranten, etwa 40 Personen stark, versuchten die bunte CSD-Parade mit islamistischen und queerfeindlichen Parolen zu stören. Unter den Festgenommenen befanden sich mehrere Personen, die verbotene Symbole zeigten. «Wir dulden keine Hassrede gegen queere Menschen in unserer Stadt«, erklärte Polizeisprecherin Heidi Vogt. Augenzeugen berichteten von hitzigen Wortgefechten zwischen Parade-Teilnehmern und Protestierenden.
In den Kiezen Neukölln und Kreuzberg, wo viele Kulturen zusammenleben, sind solche Spannungen besonders spürbar. Der Berliner Senat hatte im Vorfeld verstärkte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Als langjährige Beobachterin der Berliner CSD-Veranstaltungen muss ich sagen: Die Stimmung war dieses Jahr merklich angespannter als früher.
Die Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf zunehmende gesellschaftliche Polarisierung in der Hauptstadt. Für kommende Wochen sind Dialogveranstaltungen zwischen religiösen und LGBTQ+-Gruppen geplant. Berlin bleibt ein Ort der Vielfalt, aber die Freiheit aller zu schützen, wird offenbar zur wachsenden Herausforderung.