Es ist ein kühler Morgen, als ich die Nachrichten durchblättere und auf beunruhigende Zahlen stoße. Unser Arbeitsmarkt, lange ein Symbol deutscher Stabilität, zeigt Risse. Die Bundesregierung plant, die Bundesagentur für Arbeit mit einem Darlehen von 2,35 Milliarden Euro zu unterstützen – ein deutliches Warnsignal.
Die Arbeitslosenzahlen steigen seit Monaten kontinuierlich an. Im August waren 2,87 Millionen Menschen ohne Job, 64.000 mehr als im Juli. Diese Entwicklung trifft auf leere Kassen bei der Arbeitsagentur. «Wir müssen jetzt handeln, um das soziale Netz stabil zu halten», erklärte Arbeitsminister Hubertus Heil kürzlich bei einer Pressekonferenz. Die Rücklagen der Behörde sind aufgebraucht, hauptsächlich durch die Nachwehen der Corona-Krise.
Gestern sprach ich mit Marion, einer langjährigen Arbeitsvermittlerin. «So angespannt war die Lage lange nicht», sagte sie mir beim Kaffee. Besonders die Industrie baue Stellen ab. In meinem eigenen Bekanntenkreis häufen sich die Berichte über Kurzarbeit und Stellenabbau. Was zunächst nur die Automobilbranche betraf, greift nun um sich.
Die Regierung hofft, das Darlehen im kommenden Jahr zurückzubekommen. Doch was, wenn die Wirtschaft nicht anzieht? Der deutsche Arbeitsmarkt steht an einem Wendepunkt. Es bleibt die Frage, ob unsere bewährten Instrumente der Arbeitsmarktpolitik für diese neue Krise ausreichen.