In Dresden sorgt eine neue Untersuchung zu Misshandlungen in der ehemaligen «Tripperburg» für Aufsehen. Das Universitätsklinikum Dresden hat systematische Gewalt gegen Patienten in der früheren Hautklinik während der DDR-Zeit aufgedeckt. Mindestens 70 Fälle von Missbrauch wurden bislang dokumentiert, wie aus dem gestern veröffentlichten Forschungsbericht hervorgeht.
Die berüchtigte «Tripperburg» am Stadtrand diente nicht nur der Behandlung von Geschlechtskrankheiten, sondern fungierte als Disziplinierungsanstalt. Patienten erlitten Zwangsbehandlungen und wurden unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten. «Die Zustände waren erschreckend – Menschen wurden ihrer Würde beraubt und als Objekte behandelt», erklärt Dr. Sabine Müller, Leiterin der Untersuchungskommission. Besonders betroffen waren junge Frauen und politisch Andersdenkende, die oft ohne medizinische Notwendigkeit eingewiesen wurden. Die Recherchen zeigen auch, dass medizinisches Personal teilweise bewusst mit dem Regime kooperierte. Als gebürtige Dresdnerin schockiert mich besonders, wie nah diese Verbrechen unter dem Deckmantel der Medizin stattfanden.
Die Stadt Dresden plant nun eine Gedenkstätte auf dem früheren Klinikgelände. Betroffene können sich für eine psychologische Betreuung und mögliche Entschädigungen an die eingerichtete Anlaufstelle wenden. Diese Aufarbeitung kommt für viele spät, zeigt aber, dass die dunklen Kapitel unserer Stadtgeschichte nicht vergessen werden dürfen.