An einem schwülen Abend in Oslo schrieb Robert Farken deutsche Laufgeschichte. Der 26-jährige Leipziger pulverisierte einen 44 Jahre alten Rekord mit einer Zeit, die selbst Kenner der Szene aufhorchen ließ. 1:32,63 Minuten über 1500 Meter – eine Marke, die seit Thomas Wessinghages legendärem Lauf von 1980 als nahezu unerreichbar galt.
«Ich kann es selbst kaum fassen», gestand Farken atemlos nach seinem Triumph bei der Diamond League. Seine Augen leuchteten, während Schweißperlen über sein Gesicht rannen. «In den letzten 200 Metern habe ich nur noch an Wessinghages Zeit gedacht.» Die magische Barriere, die deutsche Mittelstreckler jahrzehntelang verfolgten, fiel endlich.
Der Weg dorthin war steinig. Drei Jahre zuvor hätte niemand auf Farkens Rekordpotenzial gewettet. Verletzungen warfen ihn zurück, Selbstzweifel plagten ihn. Ich erinnere mich an unser Gespräch im Frühjahr, als er mir beim Kaffee von seinen olympischen Träumen erzählte. «Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um zwei nach vorn zu machen», sagte er damals. Diese Worte hallen nach.
Besonders beeindruckend: Farken lieferte nicht nur einen deutschen, sondern einen europäischen Spitzenwert ab. Sein Trainer André Buschschulte spricht von «jahrelanger akribischer Arbeit» und «mentalem Wachstum». Die Leichtathletik-Experten der Deutschen Sporthochschule Köln sehen in seiner Technik ein Paradebeispiel moderner Laufökonomie.
Mit Paris vor Augen schwingt in der Laufszene plötzlich etwas mit, das lange fehlte: Hoffnung auf eine deutsche Medaille im Mittelstreckenlauf. Farkens Rekord ist mehr als eine Zahl. Er ist ein Versprechen, dass im deutschen Laufsport wieder Geschichte geschrieben werden kann.