Die Stimmung ist gedämpft in den Cafés und Geschäften der Innenstadt. Wo früher reges Treiben herrschte, spürt man heute die wirtschaftliche Zurückhaltung. Der deutsche Servicesektor kämpft mit einem deutlichen Rückgang, wie aktuelle Zahlen belegen. Die Mai-Daten von S&P Global zeigen, dass unsere Wirtschaft weiter unter Druck steht.
Während ich gestern durch die Einkaufsstraße schlenderte, fielen mir die leeren Tische in sonst gut besuchten Restaurants auf. Laut dem aktuellen Einkaufsmanagerindex ist der Servicesektor auf 48,4 Punkte gefallen – ein klares Zeichen für Schrumpfung. «Die Dienstleistungsbranche kann die deutsche Wirtschaft nicht mehr stützen», erklärt Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Dies spiegelt sich auch im Gesamtindex wider, der mit 49,5 Punkten ebenfalls im negativen Bereich liegt. Besonders besorgniserregend: Die Auftragslage verschlechtert sich weiter. Viele Geschäftsinhaber berichten von zurückhaltenden Kunden und verschobenen Projekten. Bei meinem Stammfriseur erzählte mir die Inhaberin, dass Kunden ihre Termine strecken oder ganz absagen. Auch die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen hat sich verringert.
Die wirtschaftliche Schwächephase trifft uns mitten im Frühling – einer Zeit, in der normalerweise Aufbruchstimmung herrscht. Die Daten zeigen ein komplexeres Bild als bloße Konjunkturschwankungen. Sie sind Ausdruck struktureller Herausforderungen, mit denen Deutschland kämpft. Bleibt die Frage, ob der Sommer die erhoffte Wende bringen kann. Als Beobachterin des Alltags bleibe ich skeptisch optimistisch.