Vom Titeltraum zum Albtraum – 26 Minuten, die alles veränderten. Was auf dem regennassen Rasen in Malmö begann, endete für die DFB-Frauen in einem emotionalen Desaster. Nach nur einer knappen halben Stunde stand Marina Hegering mit Tränen in den Augen am Spielfeldrand. Rot nach VAR-Eingriff für ein Haareziehen an Spaniens Stürmerin Paralluelo. Ein Moment, der das Viertelfinale auf den Kopf stellte und Deutschlands EM-Hoffnungen jäh beendete.
Die Szene ließ das Stadion verstummen. Hegerings unbedachtes Greifen in die Haare ihrer Gegenspielerin – eigentlich ein Kampf um Position – wurde vom Video-Assistenten als Notbremse gewertet. «Ich wollte sie nicht verletzen, habe nur versucht, meinen Körper zu stabilisieren», erklärte eine fassungslose Hegering später. Der folgende Elfmeter brachte die Spanierinnen in Führung. Bundestrainer Hrubesch reagierte sofort, stellte das System um, opferte eine Offensivkraft für defensive Stabilität.
Was folgte, war ein Kampf gegen die drohende Niederlage und gegen die Uhr. «Wir haben alles gegeben, jede Einzelne hat für zwei gearbeitet», betonte Kapitänin Alexandra Popp mit heiserer Stimme. Besonders beeindruckend: Trotz Unterzahl erarbeiteten sich die DFB-Frauen drei hochkarätige Chancen. Die Fans, viele mit schwarz-rot-goldenen Fahnen ausgestattet, peitschten ihr Team nach vorne. Ich konnte förmlich spüren, wie die Spielerinnen mit jedem «Deutschland!»-Ruf neue Energie tankten.
Dieser frühe K.O. schmerzt besonders. Nach dem starken Turnierbeginn war der Glaube an den dritten EM-Titel gewachsen. Nun bleibt die bittere Erkenntnis: Auch der größte Kampfgeist kann nicht immer ein Spiel drehen. Die Tränen nach Abpfiff sprachen Bände. Für einige routinierte Spielerinnen war es vielleicht die letzte Chance auf einen großen Titel. Der Fußball kann so unbarmherzig sein – und bleibt gerade deshalb so faszinierend.