Dramaturgie pur am Volksparkstadion: Im Halbfinale des DFB-Pokals lieferten sich der HSV und Holstein Kiel ein Duell, das Fußballherzen höherschlagen ließ. Nach 120 intensiven Minuten ohne Treffer musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen – und das hatte es in sich.
Was folgte, war Fußballtheater der extraklassigen Sorte. HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes avancierte zunächst zum Helden, als er zweimal denselben Elfmeter von Lewis Holtby parierte. Der erste Versuch musste wiederholt werden, weil sich der Torwart zu früh von der Linie bewegt hatte. «Das ist brutal bitter. Ich halte ihn zweimal, aber es zählt nicht», kommentierte der sichtlich enttäuschte Schlussmann nach der Partie.
Die Atmosphäre im Stadion wechselte zwischen ekstatischem Jubel und fassungslosem Schweigen. Bei jedem Schützen hielt das Publikum kollektiv den Atem an. Als HSV-Kapitän Sebastian Schonlau seinen Elfmeter über das Tor jagte, war die Stille im Volksparkstadion beinahe greifbar. «In solchen Momenten entscheiden Kleinigkeiten», resümierte HSV-Trainer Steffen Baumgart mit rauer Stimme.
Während die Hamburger Spieler nach dem entscheidenden Treffer der Kieler wie versteinert auf dem Rasen standen, brachen bei den Störchen alle Dämme. Holstein Kiel steht erstmals in der Vereinsgeschichte im DFB-Pokalfinale. «Ein historischer Tag für uns», jubelte Trainer Marcel Rapp. «Was wir als kleiner Verein erreicht haben, ist unglaublich.»
Für den HSV bleibt die bittere Erkenntnis: Auch im Pokal setzt sich die Serie verpasster Großchancen fort. Während Kiel vom großen Finale in Berlin träumt, müssen die Rothosen ihre Wunden lecken und sich auf den Endspurt im Aufstiegsrennen konzentrieren. Der Fußball schreibt eben seine eigenen Geschichten – manchmal wunderschön, manchmal grausam.