In Dresden können Bürger und Architekten seit dieser Woche ihre Bauanträge komplett digital einreichen. Die sächsische Landeshauptstadt hat als erste Großstadt in Ostdeutschland ein vollständig digitales Baugenehmigungsverfahren eingeführt. Das neue System soll Wartezeiten verkürzen und den Verwaltungsaufwand deutlich reduzieren.
«Wir wollen das Bauen in Dresden einfacher und schneller machen», erklärt Baubürgermeister Thomas Lehmann. «Mit dem digitalen Bauantrag sparen alle Beteiligten Zeit und Ressourcen.» Bisher dauerte ein Baugenehmigungsverfahren in Dresden durchschnittlich 4,5 Monate. Die Stadtverwaltung rechnet nun mit einer Verkürzung auf etwa 2,5 Monate.
Das neue Online-Portal ist rund um die Uhr verfügbar. Nutzer können ihre Unterlagen hochladen, den Bearbeitungsstand verfolgen und mit den zuständigen Sachbearbeitern kommunizieren. Besonders praktisch: Das System prüft automatisch, ob alle notwendigen Dokumente vorhanden sind und gibt sofort Rückmeldung, falls etwas fehlt.
Die Digitalisierung des Verfahrens hat die Stadt etwa 1,2 Millionen Euro gekostet. «Eine Investition, die sich lohnen wird», ist Oberbürgermeisterin Franziska Schmidt überzeugt. «Pro Jahr bearbeiten wir etwa 3.000 Bauanträge. Der Effizienzgewinn ist enorm.«
Architektin Jana Müller hat das neue System bereits getestet: «Früher musste ich sieben Ordner mit Bauplänen persönlich im Amt abgeben. Jetzt kann ich alles vom Büro aus erledigen. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Papier und Fahrtkosten.»
Der Dresdner Architektenkammer-Vorsitzende Michael Weber begrüßt die Neuerung: «Die digitale Antragstellung ist ein wichtiger Schritt zur Modernisierung des Bauwesens. Dresden nimmt hier eine Vorreiterrolle ein.» Gleichzeitig betont er, dass ältere Bürger nicht vergessen werden dürfen: «Für Menschen ohne Internetzugang bietet die Stadt Unterstützung im Bauamt an.»
Auch andere Bereiche des Dresdner Bauamts werden digitalisiert. Ab Frühjahr 2026 sollen Grundstückseigentümer online Auskünfte über Bebauungspläne erhalten können. Zudem plant die Stadt, künftig Baugenehmigungen mit digitaler Signatur auszustellen.
Andere ostdeutsche Städte wie Leipzig und Chemnitz haben Interesse bekundet, ähnliche Systeme einzuführen. Die Erfahrungen aus Dresden sollen dabei als Vorbild dienen.
Der Erfolg des digitalen Bauantrags hängt allerdings nicht nur von der Technik ab. «Entscheidend ist, dass auch die internen Abläufe im Bauamt optimiert werden», erklärt Verwaltungsexperte Dr. Klaus Hoffmann von der TU Dresden. «Die Digitalisierung ist nur so gut wie die Prozesse dahinter.«
Trotz anfänglicher technischer Herausforderungen zieht die Stadtverwaltung nach der ersten Woche eine positive Bilanz. Bereits 47 Bauanträge wurden über das neue Portal eingereicht. «Das System läuft stabil und die Rückmeldungen sind überwiegend positiv», sagt der IT-Verantwortliche Martin Schulze. «Natürlich gibt es noch Verbesserungspotenzial, aber wir arbeiten kontinuierlich an Optimierungen.»