In Dresden sorgte gestern Abend eine ungewöhnliche Theaterpremiere für Aufsehen. Das Staatsschauspiel brachte das Stück «Wildnis» mit einem lebenden Tier auf die Bühne – ein dreijähriger Schäferhund namens Rex wurde zum vierbeinigen Star. Nach Angaben der Intendanz waren alle 450 Plätze der Vorstellung restlos ausverkauft.
Der Regisseur Thomas Müller wagte mit dieser Inszenierung einen mutigen Schritt. «Wir wollen die Grenze zwischen Mensch und Tier neu ausloten und das Publikum emotional berühren», erklärt er im Gespräch nach der Aufführung. Rex, der speziell für die Bühne trainiert wurde, reagierte bemerkenswert professionell auf das Scheinwerferlicht und den Applaus. Die Tierschutzbeauftragte Claudia Weber überwachte die Proben und bestätigte, dass alle notwendigen Maßnahmen für das Wohlbefinden des Hundes getroffen wurden.
Besonders beeindruckend war die Interaktion zwischen den Schauspielern und dem Tier. In einer Szene, als der Hund plötzlich zu bellen begann, hielt das Publikum den Atem an. Der spontane Moment wirkte authentischer als manches einstudierte Element. Als langjährige Beobachterin der Dresdner Theaterszene habe ich selten eine so natürliche Spannung im Zuschauerraum erlebt.
Die Premiere markiert einen neuen Trend im deutschen Theater. Für die nächsten Wochen sind bereits zehn weitere Aufführungen geplant. Intendantin Petra Schönfeld deutet an: «Wir denken über weitere Produktionen mit Tieren nach.» Die Grenzen zwischen Kunst und Natur verschwimmen – vielleicht brauchen wir genau solche Begegnungen in unserer zunehmend digitalen Welt.