Der Zauber der Knabenstimmen erfüllte gestern Abend die Elbphilharmonie. Mit schwebenden Tönen und kristallklarer Präzision verzauberte der Dresdner Kreuzchor das Hamburger Publikum. Was für ein besonderer Moment, als die ersten Noten unter der gläsernen Decke des Konzertsaals erklangen.
Der Kreuzchor gehört zu den ältesten und renommiertesten Knabenchören Deutschlands. Mit einer über 800-jährigen Geschichte bringen die jungen Sänger ein reiches kulturelles Erbe auf die Bühne. Besonders beeindruckend war die Interpretation des anspruchsvollen geistlichen Programms unter der Leitung von Martin Lehmann. Die Jungen zwischen 9 und 19 Jahren meisterten komplexe Vokalpartien mit erstaunlicher Reife. «In diesen Stimmen liegt eine zeitlose Schönheit, die direkt zum Herzen spricht», schwärmte Kultursenator Carsten Brosda nach dem Konzert. Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Kreuzchor-Erlebnis in Dresden – die gleiche Gänsehaut stellte sich auch gestern wieder ein, als der Chor Bach-Motetten mit atemberaubender Präzision vortrug.
Der ausverkaufte Saal bedankte sich mit stehenden Ovationen. In Zeiten digitaler Überreizung wirkt die jahrhundertealte Chormusik wie ein meditativer Anker. Der Dresdner Kreuzchor hat bewiesen, dass traditionelle Musikformen nichts an Relevanz verloren haben. Manchmal sind es eben die Klänge aus vergangenen Zeiten, die unsere Gegenwart am tiefsten berühren.