Der mit Spannung erwartete Prozess gegen den mutmaßlichen Kölner Drogenboss Samir K. hat am Montag vor dem Landgericht Köln begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 43-Jährigen vor, ein weitreichendes Netzwerk für den Handel mit Kokain, Cannabis und synthetischen Drogen in der Domstadt aufgebaut und geleitet zu haben. Es ist einer der größten Drogenprozesse, den die rheinische Metropole in den letzten Jahren erlebt hat.
Nach monatelangen verdeckten Ermittlungen wurde Samir K. im November letzten Jahres in seiner Luxuswohnung im Stadtteil Lindenthal festgenommen. Bei der Durchsuchung stellten die Beamten rund zwei Kilogramm Kokain, 500.000 Euro Bargeld und mehrere illegale Waffen sicher.
«Der Angeklagte hat über Jahre hinweg ein regelrechtes Drogen-Imperium in Köln aufgebaut», erklärte Oberstaatsanwältin Sabine Weber in ihrem Eröffnungsplädoyer. «Er kontrollierte die Verteilung von Betäubungsmitteln in mehreren Stadtteilen und schreckte nicht vor Gewalt zurück, um seine Position zu sichern.»
Die Ermittlungen kamen ins Rollen, nachdem die Polizei Zugriff auf verschlüsselte Chats des Anbieters EncroChat erhielt. Die ausgewerteten Nachrichten enthüllten ein komplexes Netzwerk mit Verbindungen zu Drogenlieferanten in den Niederlanden und Belgien.
Im voll besetzten Gerichtssaal schwieg der Angeklagte zu den Vorwürfen. Sein Verteidiger, Rechtsanwalt Thomas Müller, kündigte an, dass sich sein Mandant zu einem späteren Zeitpunkt äußern werde. «Die Staatsanwaltschaft zeichnet hier ein verzerrtes Bild. Mein Mandant ist nicht der Drogenbaron, als der er dargestellt wird», sagte Müller.
Die Auswirkungen des Drogenhandels sind in Köln deutlich spürbar. «In bestimmten Vierteln wie Kalk und Mülheim hat sich die Situation in den letzten Jahren verschärft», erklärt Kriminalhauptkommissar Peter Schmidt. Die Polizei verzeichnete 2023 einen Anstieg der Drogendelikte um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Experten sehen in dem Prozess einen wichtigen Schritt im Kampf gegen den organisierten Drogenhandel. «Die Zerschlagung solcher Strukturen ist entscheidend, um die öffentliche Sicherheit zu verbessern und die mit dem Drogenhandel verbundene Beschaffungskriminalität zu reduzieren», erklärt Dr. Maria Schneider vom Institut für Kriminologie der Universität Köln.
Neben Samir K. müssen sich vier weitere Angeklagte verantworten, die als seine engsten Vertrauten gelten. Ihnen wird vorgeworfen, Drogen gelagert, transportiert und vertrieben zu haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Netzwerk monatlich Drogen im Wert von mehreren hunderttausend Euro umsetzte.
Für einige Anwohner kommt der Prozess nicht überraschend. «In manchen Parks trauen sich abends kaum noch Familien hin», berichtet Anna Meier, die in der Nähe des Neumarkts wohnt. «Man sieht den offenen Drogenhandel und die Polizei scheint machtlos zu sein.»
Die Stadt Köln hat inzwischen reagiert und ein umfassendes Maßnahmenpaket gegen den Drogenhandel angekündigt. «Wir verstärken die Präsenz von Ordnungskräften in den Brennpunkten und bauen die Präventionsarbeit an Schulen aus», erklärt Sozialdezernentin Claudia Weinberger.
Der Prozess ist auf mindestens 15 Verhandlungstage angesetzt und wird voraussichtlich bis Ende Juli dauern. Im Falle einer Verurteilung drohen Samir K. bis zu 15 Jahre Haft. Die Urteilsverkündung wird mit großem öffentlichen Interesse erwartet, da viele Kölner hoffen, dass der Prozess zu einer spürbaren Verbesserung der Sicherheitslage in der Stadt führen wird.
Der Fall zeigt exemplarisch, wie der organisierte Drogenhandel in deutschen Großstädten funktioniert. Für die Kölner Strafverfolgungsbehörden ist es ein Prestigeerfolg, einen der mutmaßlich führenden Köpfe vor Gericht gebracht zu haben. Ob damit das Drogenproblem in der Domstadt nachhaltig bekämpft werden kann, bleibt jedoch offen.