Als ich gestern am Dresdner Zwinger vorbeispazierte, fiel mir das Banner auf: Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden planen etwas Großes für 2025. Edvard Munch, der norwegische Meister des Expressionismus, soll gleich zweimal in Sachsen gefeiert werden – parallel in Dresden und Chemnitz. Eine kulturelle Doppelspitze, die mich aufhorchen ließ.
Die Ausstellung im Albertinum wird sich auf Munchs künstlerische Entwicklung nach seinem berühmtesten Werk «Der Schrei» konzentrieren. «Munch hat nach 1900 seinen Stil radikal verändert, wurde farbenfroher und lebensbejahender. Diese Phase ist noch weitgehend unentdeckt», erklärt Kuratorin Hilke Wagner. Während Dresden sein Spätwerk beleuchtet, widmet sich Chemnitz als Kulturhauptstadt 2025 Munchs Frühwerk und seiner Beziehung zur deutschen Kunstszene.
Besonders beeindruckt mich die geplante Leihgabe aus Oslo – das Gemälde «Arbeiter auf dem Heimweg», das seit 1973 nicht mehr in Deutschland zu sehen war. Letzten Sommer stand ich selbst vor Munchs Werken im Munch-Museum in Oslo und war überwältigt von ihrer emotionalen Kraft.
Die Doppelausstellung verspricht einen umfassenden Blick auf einen Künstler, dessen Schaffen weit mehr umfasst als den berühmten «Schrei». Sie verbindet zwei sächsische Städte in einem kulturellen Dialog. Munchs zeitlose Auseinandersetzung mit menschlichen Emotionen spricht uns auch heute noch unmittelbar an. Manchmal braucht es eben norwegische Augen, um unsere Seele zu spiegeln.