In mehreren Münchner Stadtteilen häufen sich seit Anfang des Jahres die Einbrüche. Die Polizei fahndet intensiv nach den Tätern, nachdem allein in der vergangenen Woche fünf Wohnungen betroffen waren. Ein besonders dreister Fall ereignete sich im Stadtteil Schwabing, wo sich ein Einbrecher im Kleiderschrank versteckte.
Familie Müller kehrte am vergangenen Donnerstagabend von einem Restaurantbesuch zurück und bemerkte sofort Unregelmäßigkeiten in ihrer Wohnung. «Die Schubladen standen offen und unsere Wertsachen lagen verstreut auf dem Boden», berichtet Thomas Müller (42). Als die Familie die Polizei rief, machten sie eine schockierende Entdeckung: Im Schlafzimmerschrank kauerte ein Mann zwischen den Kleidungsstücken.
Polizeisprecher Michael Weber bestätigt den Vorfall: «Der 28-jährige Tatverdächtige hatte sich offenbar während der Durchsuchung der Wohnung versteckt, als die Familie unerwartet zurückkehrte. Er konnte widerstandslos festgenommen werden.»
Die aktuelle Einbruchsserie betrifft vor allem die Stadtteile Schwabing, Bogenhausen, Neuhausen und Haidhausen. Die Täter gehen meist nach dem gleichen Muster vor: Sie hebeln Terrassentüren oder Fenster im Erdgeschoss auf und durchsuchen gezielt Schlafzimmer und Wohnzimmer nach Bargeld, Schmuck und elektronischen Geräten.
«Wir verzeichnen seit Januar einen Anstieg von rund 30 Prozent bei Wohnungseinbrüchen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum», erklärt Kriminalhauptkommissar Peter Steinbach. «Besonders beunruhigend ist, dass die Täter zunehmend während der frühen Abendstunden zuschlagen, wenn viele Bewohner noch unterwegs sind.»
Die Polizei rät Münchnerinnen und Münchnern zu erhöhter Vorsicht und empfiehlt einfache Schutzmaßnahmen: «Achten Sie darauf, Fenster und Türen auch bei kurzer Abwesenheit zu verschließen. Lassen Sie bei längerer Abwesenheit das Licht an oder nutzen Sie Zeitschaltuhren», so Weber.
Nachbarn sollten aufeinander achten und verdächtige Beobachtungen sofort melden. «In mehreren Fällen wurden fremde Personen beobachtet, die Häuser und Wohnungen auskundschaften. Diese Hinweise sind für uns sehr wertvoll», betont Steinbach.
In Neuhausen berichteten mehrere Anwohner von einem auffälligen Fahrzeug, das vor Einbrüchen in der Nachbarschaft gesichtet wurde. «Ein dunkelblauer Kombi mit auswärtigem Kennzeichen parkte mehrmals für längere Zeit in unserer Straße. Die Insassen schienen die Gegend zu beobachten», erzählt Anwohnerin Sabine König (56).
Die Polizei prüft einen möglichen Zusammenhang mit einer überregional agierenden Bande. «Die professionelle Vorgehensweise und die Häufung der Fälle deutet auf organisierte Kriminalität hin«, sagt Steinbach. «Wir arbeiten eng mit Kollegen aus anderen Städten zusammen, da ähnliche Serien auch in Stuttgart und Nürnberg aufgetreten sind.»
Einige Münchner reagieren bereits mit zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen. «Nach dem Einbruch bei unseren Nachbarn haben wir unsere Terrassentür mit einem zusätzlichen Schloss gesichert und überlegen, eine Alarmanlage zu installieren», berichtet Marcus Bauer aus Bogenhausen.
Die Polizei München bietet kostenlose Beratungen zur Einbruchsprävention an. Experten geben dabei Tipps zur Sicherung von Fenstern und Türen sowie zum richtigen Verhalten bei Verdachtsfällen. «Viele wirksame Schutzmaßnahmen sind einfach umzusetzen und nicht teuer», erklärt Präventionsbeamtin Laura Schmidt.
Obwohl die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen in den vergangenen Jahren gestiegen ist, bleiben viele Fälle ungelöst. Umso wichtiger sei die Prävention, betont die Polizei. «Der Fall des im Schrank versteckten Einbrechers ist eher die Ausnahme. Die meisten Täter vermeiden jede Konfrontation und flüchten, sobald sie Bewohner bemerken», so Weber.
Die Polizei München bittet Bürgerinnen und Bürger um Mithilfe: Wer verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet, sollte umgehend den Notruf 110 wählen. «Jeder Hinweis kann entscheidend sein, um die Täter zu fassen und weitere Einbrüche zu verhindern», sagt Steinbach.