Es war eines dieser seltenen Momente, die den Alltag mit einem Hauch Magie überziehen. Der Erdbeermond schimmerte am Himmel über Karlsruhe in einem faszinierenden Rotton. Diese besondere Vollmondphase im Juni verdankt ihren Namen einer alten indianischen Tradition – sie fällt in die Zeit der Erdbeerernte.
In der Nacht zum 22. Juni versammelten sich zahlreiche Karlsruher mit Kameras und Ferngläsern an beliebten Aussichtspunkten. Die Günther-Klotz-Anlage und der Turmberg wurden zu improvisierten Observatorien. Die rötliche Färbung entsteht durch einen optischen Effekt. «Der Mond steht im Juni besonders tief am Horizont,» erklärt Dr. Marion Schmidt vom Planetarium Karlsruhe. «Das Mondlicht durchdringt mehr Atmosphäre und die blauen Lichtanteile werden herausgefiltert.»
Ich selbst stand mit meinem alten Fernglas auf dem Balkon und war überwältigt. Der riesige Mond schien zum Greifen nah. In den sozialen Medien teilten Hunderte Karlsruher ihre Eindrücke und Fotos. Besonders beeindruckend waren die Aufnahmen, die den Mond hinter dem Karlsruher Schloss zeigten. Ein junges Paar, das ich am Turmberg traf, hatte sogar einen Heiratsantrag für diesen magischen Moment geplant.
Solche Himmelsereignisse verbinden uns mit uralten Traditionen und dem natürlichen Rhythmus der Erde. Der nächste Vollmond wird am 21. Juli zu sehen sein – dann als sogenannter «Hirschmond«. In einer Zeit digitaler Überreizung erinnern uns diese Naturschauspiele daran, wie wichtig es ist, gelegentlich innezuhalten und nach oben zu schauen.