Der stille Kampf in den Weinbergen hat eine überraschende Wendung genommen. Seit Jahrzehnten nutzen Winzer gewöhnliches Backpulver gegen den gefürchteten Echten Mehltau. Diese unkomplizierte Methode ist nun Geschichte. Die EU hat Natriumhydrogencarbonat, den Hauptbestandteil des Backpulvers, von der Liste zugelassener Pflanzenschutzmittel gestrichen. Eine alltägliche Küchenzutat steht plötzlich im Zentrum einer weinbaulichen Krise.
«Wir stehen vor einem regelrechten Dilemma», erklärt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. «Besonders Bio-Betriebe haben auf diese umweltfreundliche Alternative gesetzt.» Ironischerweise darf das identische Natriumhydrogencarbonat weiterhin in Lebensmitteln verwendet werden. Vor zwei Wochen habe ich selbst mit einem Winzer aus der Pfalz gesprochen. Er zeigte mir seine Reben und die feinen weißen Spuren des Pilzbefalls. «Mit Backpulver war das kein Problem, günstig und wirksam», sagte er kopfschüttelnd.
Besonders ärgerlich: Eine Wiederzulassung würde mehrere hunderttausend Euro kosten. Zu viel für ein simples Mittel, das jeder im Supermarkt kaufen kann. Die Winzer müssen nun auf teurere Alternativen wie Schwefel umsteigen. Das Backpulververbot symbolisiert beispielhaft die Herausforderungen zwischen traditionellen Praktiken und moderner Regulierung. Während wir im Alltag weiterhin mit Backpulver backen, müssen unsere Winzer umdenken. Ein bittersüßer Beigeschmack für unseren nächsten Wein.