Der Himmel über Osnabrück wirkte gestern bleiern schwer. Ein Familiendrama erschütterte die Stadt. Ein Mann erschoss seine Ex-Partnerin und dann sich selbst. Die Nachbarschaft steht unter Schock, während Experten wieder über häusliche Gewalt und ihre tödlichen Eskalationen diskutieren.
Die Polizei fand beide Personen leblos in einer Wohnung im Stadtteil Schinkel. Laut Staatsanwaltschaft deuten alle Spuren auf eine Beziehungstat hin. «Solche Fälle zeigen uns die erschreckende Realität von Trennungsgewalt,» erklärt Birgit Krüger vom Frauennotruf Osnabrück. «Oft eskaliert die Situation genau dann, wenn Frauen sich aus gewalttätigen Beziehungen lösen.»
Die Statistiken sind alarmierend. Jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Überlebenden häuslicher Gewalt letzten Monat. «Die größte Gefahr besteht im Moment der Trennung,» sagte sie mir mit zitternder Stimme.
Nach solchen Ereignissen bleiben Familien, Freunde und Nachbarn zurück. Mit Fragen. Mit Schmerz. In Osnabrück bieten Beratungsstellen wie der Weiße Ring nun Unterstützung an. Diese Tragödie erinnert uns daran, dass hinter Schlagzeilen über «Familiendramen» reale Menschen stehen. Und dass wir als Gesellschaft wachsamer sein müssen für die leisen Hilferufe in unserem Umfeld.