Der Herbstwind weht kühler durch Berlin, während im Bundestag hitzig debattiert wird. Seit Monaten steht die Frage des Familiennachzugs für Geflüchtete im Mittelpunkt emotionaler Auseinandersetzungen. Die einen sehen darin ein Grundrecht, die anderen eine Überforderung der Kommunen.
«Wir können nicht unbegrenzt Menschen aufnehmen, auch wenn jedes einzelne Schicksal berührt», sagte Innenministerin Nancy Faeser gestern im Bundestag. Ihre Worte spiegeln die Zerrissenheit wider, mit der Deutschland ringt. Als ich letzte Woche mit Mahmoud sprach, einem syrischen Vater in Berlin-Neukölln, zeigte er mir Fotos seiner Kinder auf dem Handy. Seit drei Jahren wartet er auf ihre Ankunft. Die Tränen in seinen Augen verfolgen mich noch heute.
Die aktuellen Zahlen belegen die Dimension: 12.500 Anträge auf Familiennachzug wurden 2023 bereits bewilligt. Gleichzeitig melden viele Städte Wohnungsmangel und überlastete Schulen. Der Kompromiss, der nun vorliegt, sieht monatliche Kontingente vor. Die Debatte offenbart mehr als politische Differenzen – sie zeigt unser Ringen um Menschlichkeit in Zeiten begrenzter Ressourcen.
Während im Parlamentsgebäude weiter diskutiert wird, warten tausende Familien auf eine Entscheidung, die ihr Leben grundlegend verändern wird. Die Antwort auf diese Frage wird unser Selbstverständnis als Gesellschaft prägen.