Die Berliner Kulturlandschaft erlebt eine aufregende Bereicherung. Gestern feierte Florentina Holzingers neues Stück «Sancta» an der Volksbühne seine umjubelte Premiere. Über 800 Zuschauer drängten sich im historischen Theaterbau am Rosa-Luxemburg-Platz, um die provokante Performance zu erleben.
Die österreichische Künstlerin bleibt ihrem charakteristischen Stil treu und verbindet körperliche Extreme mit feministischen Themen. In «Sancta» setzt sie sich mit religiösen Frauenfiguren und weiblicher Spiritualität auseinander. Das Ensemble, bestehend ausschließlich aus Frauen, beeindruckt durch akrobatische Einlagen und ungeschönte Körperlichkeit.
«Wir wollen die Heiligenverehrung aus einer feministischen Perspektive neu betrachten», erklärt Holzinger nach der Vorstellung. Besonders die Darstellung weiblicher Märtyrerinnen sorgte für Gesprächsstoff unter den Zuschauern.
Als langjährige Beobachterin der Berliner Theaterszene fällt mir auf, wie Holzinger das Publikum polarisiert und gleichzeitig vereint. Die Schlange vor dem Theatereingang erinnerte an die besten Zeiten der Volksbühne unter Frank Castorf.
Die Kritiken fallen erwartungsgemäß gemischt aus. Der Kulturteil des Tagesspiegels spricht von «verstörender Brillanz», während konservativere Stimmen die expliziten Darstellungen kritisieren. Für die kommenden Vorstellungen sind bereits alle Karten vergriffen. Die Volksbühne plant, das Stück ab Februar wieder ins Programm zu nehmen.