Article – Die Belegschaft von Ford in Köln kann vorerst aufatmen. Nach intensiven Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Konzernleitung werden die Streiks zunächst ausgesetzt. Rund 3.800 Arbeitsplätze standen auf dem Spiel – fast jeder zweite am Kölner Standort.
In den Werkshallen am Rhein herrscht vorsichtiger Optimismus. «Wir haben eine Basis für konstruktive Gespräche gefunden», erklärte Betriebsratsvorsitzender Benjamin Gruschka gestern nach einem Verhandlungsmarathon. Die Geschäftsführung signalisierte Bereitschaft, über Alternativen zum ursprünglichen Kahlschlag nachzudenken.
Die Stimmung in Köln-Niehl war wochenlang angespannt. Ein Kollege aus der Montage berichtete mir von schlaflos verbrachten Nächten und großer Unsicherheit. Die Angst vor dem Jobverlust hat viele Familien belastet.
Ford kämpft mit sinkenden Absatzzahlen und der kostenintensiven Umstellung auf Elektromobilität. Trotzdem blitzte während der Kundgebungen immer wieder der berühmte kölsche Zusammenhalt durch. Die Gewerkschaft IG Metall hat die europäischen Ford-Standorte erfolgreich vernetzt und damit den Druck erhöht.
Die Verhandlungen sollen kommende Woche fortgesetzt werden. Ein endgültiges Ergebnis steht noch aus. Der Fall zeigt, wie der industrielle Wandel ganze Stadtteile in Atem hält. Köln ohne Ford? Für viele ist das immer noch unvorstellbar.