In einem aufsehenerregenden Prozess verurteilte das Frankfurter Landgericht gestern einen 50-jährigen Mann zu 14 Jahren Haft. Der Angeklagte hatte im September 2023 in einer Kneipe im Stadtteil Nied zwei Männer erschossen. Laut Polizeibericht war es der erste tödliche Schusswaffenvorfall in Frankfurter Gaststätten seit mehr als fünf Jahren.
Der Richter bezeichnete die Tat als «besonders heimtückisch«. Nach Zeugenaussagen eskalierte ein zunächst harmloser Streit über Fußball schnell zu einer tödlichen Konfrontation. Der Täter verließ kurzzeitig die Kneipe, kehrte bewaffnet zurück und schoss gezielt auf seine Kontrahenten. «Diese Kaltblütigkeit und das vollständige Fehlen von Reue haben das Strafmaß maßgeblich beeinflusst», erklärte Oberstaatsanwältin Maren Schmidt.
Kneipenbesitzer aus dem Viertel zeigen sich erschüttert. Ein Gastwirt aus der Nachbarschaft berichtet: «Hier kennt jeder jeden. So etwas hätte ich nie für möglich gehalten.» Die Atmosphäre im sonst so lebendigen Nied ist spürbar gedrückt. Bei meinem gestrigen Rundgang durch das Viertel sah ich Blumen vor der noch immer geschlossenen Kneipe.
Die Familien der Opfer nahmen das Urteil mit verhaltener Erleichterung auf. Der Anwalt des Verurteilten kündigte bereits Revision an. Die Tat hat eine Diskussion über Waffenkontrollen in Frankfurt neu entfacht. Während die Polizei von einem Einzelfall spricht, fordern Anwohner mehr Präsenz in den Abendstunden. Die Narben, die dieser Vorfall in der engen Gemeinschaft von Nied hinterlassen hat, werden noch lange spürbar bleiben.