In der Stuttgarter Innenstadt versammelten sich am Samstag rund 80 Aktivisten zum «Freedom Day». Die Teilnehmer kritisierten die Inhaftierung von Menschen, die ihre Geldstrafen für Schwarzfahren nicht bezahlen können. Fast jede fünfte Person in deutschen Gefängnissen sitzt wegen solcher Ersatzfreiheitsstrafen ein.
«Es ist absurd, dass Menschen eingesperrt werden, nur weil sie arm sind», erklärte Organisatorin Mira Hellmann vom Bündnis «Freiheitsfonds». Die Initiative sammelte vor Ort Spenden, um Betroffene aus der Haft «freizukaufen». Besonders beeindruckend war die Solidarität vieler Stuttgarter, die spontan ihre Geldbörsen öffneten. Ein älterer Herr am Schlossplatz erzählte mir, dass sein Neffe selbst betroffen war: «Ein Monat Haft wegen dreimal Schwarzfahren – das steht in keinem Verhältnis.»
Die Veranstalter fordern eine grundlegende Reform des Systems. Experten wie Sozialrichter Heinrich Forster unterstützen dies: «Die Kriminalisierung von Armut verschärft soziale Probleme und kostet den Staat ein Vielfaches dessen, was durch Bußgelder eingenommen wird.» Der Aktionstag soll laut Veranstaltern nur der Anfang sein. Weitere Aktionen sind für den Herbst geplant, wenn auch die Landespolitik das Thema aufgreifen will.
Der Freedom Day machte sichtbar, was im Justizvollzug oft unsichtbar bleibt – eine gesellschaftliche Realität, die mitten in Stuttgart mehr Aufmerksamkeit verdient.