Das europäische Parkett bebt unter den Machtspielen globaler Akteure. Friedrich Merz machte dies gestern im Bundestag mit bemerkenswerter Klarheit deutlich. Seine Rede zum anstehenden EU-Gipfel zeichnete ein Bild der Zeitenwende in internationalen Beziehungen. Zwischen amerikanischem Wahlkampf und chinesischen Wirtschaftsoffensiven muss Europa seinen Platz neu definieren.
«Wir stehen vor einer grundlegenden Neuordnung der Welt«, betonte Merz mit nachdenklichem Blick. «Europa muss jetzt Handlungsfähigkeit beweisen oder wird zum Spielball fremder Interessen.» Seine Worte trafen den Nerv einer verunsicherten politischen Landschaft. Die Botschaft war unmissverständlich: Europa kann es sich nicht leisten, in alte Muster zurückzufallen. Als Merz die deutsch-französische Achse ansprach, nickte selbst die Regierungsbank verhalten.
Besonders eindringlich wurde es beim Thema Verteidigungsfähigkeit. Hier habe ich Merz selten so fokussiert erlebt. Die Erinnerung an die Münchner Sicherheitskonferenz letzten Jahres drängte sich mir auf. Damals wie heute: Die gleiche Dringlichkeit, die gleiche unverblümte Sprache. Während einige Abgeordnete Beifall spendeten, blieben andere auffällig still. Die Spannungen im Plenum waren greifbar.
In Zeiten globaler Umbrüche wirkt die Klarheit seiner Analyse fast wohltuend. «Mehr Diplomatie geht nicht«, wie ein Beobachter treffend bemerkte. Die kommenden EU-Entscheidungen werden zeigen, ob Europa die Zeichen der Zeit erkennt. Friedrich Merz hat seine Position jedenfalls unmissverständlich markiert.