Der Spätsommermorgen brachte unerwartete politische Klarheit. Friedrich Merz ist nun offiziell Kanzlerkandidat der Union. Während mein Espresso noch dampfte, überschlugen sich bereits die internationalen Schlagzeilen zu diesem «deutschen Drama», wie es die französische «Le Monde» nannte. Was in Berlin entschieden wird, hallt weit über unsere Grenzen hinaus.
Die internationale Presse reagiert mit gemischten Gefühlen. «Ein Konservativer mit klarer Kante», titelt die «Neue Zürcher Zeitung», während britische Medien Merz als «wirtschaftsfreundlichen Hardliner» beschreiben. Besonders interessant finde ich die Perspektive aus Washington: «Deutschland steht vor einem möglichen Richtungswechsel in der Europa- und Wirtschaftspolitik», schreibt die «Washington Post». Der frühere US-Botschafter John Kornblum bemerkte dazu: «Merz verkörpert ein Deutschland, das wieder mehr auf eigene Stärke setzt.»
Gestern Abend diskutierte ich mit Kollegen aus verschiedenen europäischen Redaktionen über die Bedeutung dieser Kandidatur. Die Sorge vor einer zunehmenden politischen Polarisierung auch in Deutschland war deutlich spürbar. Ein spanischer Kollege erinnerte mich daran, wie sehr Europa gerade jetzt auf deutsche Stabilität angewiesen ist.
Die Reaktionen zeigen mir wieder einmal: Deutschlands innenpolitische Entscheidungen sind längst keine nationale Angelegenheit mehr. Sie prägen Europas Zukunft mit. Während Merz nun seinen Wahlkampf plant, wird man in Brüssel, Paris und anderswo sehr genau hinhören, welche Töne er anschlägt. Für uns alle beginnt ein spannender politischer Herbst.