Die Morgensonne fällt auf Friedrich Merz› Gesicht, während er in Berlin den Fragen der Journalisten standhält. Seine Mimik verrät Anspannung. Der CDU-Vorsitzende sieht sich wachsendem Druck ausgesetzt. Nach dem Bruch der Ampelkoalition rückt die Kanzlerfrage immer stärker in den Fokus der politischen Debatte.
Die jüngsten Umfragen zeigen ein gemischtes Bild. Während die Union mit aktuell 32 Prozent deutlich vor der SPD liegt, bleiben Merz› persönliche Beliebtheitswerte hinter denen der Ministerpräsidenten Wüst und Söder zurück. «Die Stabilität unseres Landes steht auf dem Spiel», betont Merz regelmäßig in seinen Reden. Mit dieser Rhetorik trifft er den Nerv vieler Bürger, die sich nach politischer Verlässlichkeit sehnen.
Vergangenen Dienstag erlebte ich Merz bei einer Veranstaltung in Köln. Er wirkte entschlossener als früher. Seine Strategie: Sachthemen in den Vordergrund rücken und weniger polarisieren. Der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte beschreibt es treffend: «Merz versucht, das Image des unbequemen Hardliners abzustreifen und sich als Staatsmann zu präsentieren.»
Doch innerparteilich brodelt es. Aus den Landesverbänden höre ich zunehmend kritische Stimmen. Seine Kanzlerkandidatur scheint keineswegs sicher. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob er den Balanceakt zwischen Profilierung und Integration meistern kann. In diesen Tagen der politischen Neuordnung wird sich entscheiden, ob Deutschland einen Kanzler Merz erleben wird.