Der Herbst zeigt sich von seiner politischen Seite. Gestern trafen sich die Ministerpräsidenten mit dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz in Berlin. Die Atmosphäre war angespannt, aber konstruktiv. In Zeiten wachsender Migrationszahlen und sinkender Umfragewerte für die Ampel-Koalition gewinnt diese Begegnung besondere Bedeutung.
Merz präsentierte sich als Vermittler zwischen Bund und Ländern. «Wir brauchen jetzt gemeinsame Lösungen statt parteipolitischer Grabenkämpfe«, betonte er nach dem mehrstündigen Treffen. Seine Forderung nach strengeren Grenzkontrollen fand bei den Länderchefs parteiübergreifend Anklang. Besonders die Finanzierung der Flüchtlingsunterbringung sorgte für intensive Diskussionen. Ich erinnere mich an ähnliche Debatten 2016, als ich über die ersten großen Bund-Länder-Gipfel zur Flüchtlingskrise berichtete. Damals wie heute ringen die politischen Ebenen um Zuständigkeiten und Ressourcen. Der Unterschied: Die Kompromissbereitschaft scheint gewachsen. Die CDU-regierten Länder signalisierten Unterstützung für Merz› Kurs, während SPD-Ministerpräsidenten vorsichtige Offenheit zeigten.
Die Bedeutung des Treffens reicht über die Migrationspolitik hinaus. Es markiert Merz› wachsenden Einfluss als möglicher Kanzlerkandidat. Seine pragmatische Herangehensweise könnte der CDU nach Jahren der Merkel-Ära ein neues Profil verleihen. Ob dies gelingt, hängt von den kommenden Wochen ab. Eines ist jedoch klar: Der politische Herbst wird spannend.