Im Zuge der Haushaltskürzungen in Stuttgart wird die Ganztagsbetreuung in Kindertagesstätten eingeschränkt. Seit Januar bieten städtische Kitas nur noch maximal neun statt elf Stunden Betreuung an. Laut Jugendamt sind bereits 95 Prozent der städtischen Einrichtungen auf dieses neue Modell umgestellt. Etwa 3.700 Familien müssen sich nun auf veränderte Öffnungszeiten einstellen.
Freie Träger wie Kirchen oder Wohlfahrtsverbände gehen jedoch deutlich langsamer vor. «Wir brauchen mehr Zeit für diese Umstellung», erklärt Maria Haller-Kindler vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten sorgen für Verwirrung bei Eltern. Einige müssen ihre Kinder nun früher abholen, während andere noch vom alten System profitieren. Die Stadt begründet die Kürzungen mit Personalmangel und finanziellen Engpässen. An vielen Standorten konnte die lange Betreuungszeit ohnehin nicht mehr gewährleistet werden.
Beim Spaziergang durch Stuttgarts Stadtteile bemerkt man die angespannte Stimmung vor Kitas. Viele berufstätige Eltern stehen vor neuen Herausforderungen. Der Gesamtelternbeirat kritisiert das Vorgehen, erkennt aber den akuten Personalmangel an. Bis 2026 sollen auch die freien Träger vollständig umgestellt haben. Die Frage bleibt: Wie vereinbaren Familien künftig Beruf und Kinderbetreuung in einer der teuersten Städte Deutschlands?