In einer bewegenden Gedenkfeier ehrte Berlin gestern die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, die im Juni im Alter von 102 Jahren verstarb. Mehr als 300 Menschen versammelten sich im Berliner Ensemble, um Abschied zu nehmen. Unter den Anwesenden waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner.
Friedländer, die erst mit 88 Jahren aus New York nach Berlin zurückkehrte, hatte ihre letzten Lebensjahre der Erinnerungsarbeit gewidmet. «Ihr Vermächtnis wird weiterleben», betonte Steinmeier in seiner Ansprache. Die Zeitzeugin überlebte als einzige ihrer Familie Theresienstadt und machte es sich zur Aufgabe, besonders jungen Menschen ihre Geschichte zu erzählen. Wegner würdigte sie als «Berliner Ehrenbürgerin und Vorbild für uns alle». Bei meinem letzten Besuch einer ihrer Schulveranstaltungen war beeindruckend, wie gebannt selbst unruhige Teenager ihren Worten lauschten.
Der Jüdische Chor Berlin begleitete die Zeremonie musikalisch. Friedländers Botschaft «Seid Menschen» hallt nach, wie Kultursenator Joe Chialo betonte. Ihr Name wird im kollektiven Gedächtnis Berlins weiterleben – durch die nach ihr benannte Bibliothek im Rathaus Charlottenburg und durch unzählige junge Menschen, die ihre Geschichte weitertragen werden.