Als ich neulich durch Thüringens ländliche Regionen fuhr, fielen mir die vielen kleinen Ortsschilder auf. Manchmal nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Diese Kleinteiligkeit könnte bald Geschichte sein. Das Land plant nämlich weitere Gemeindefusionen für 2026. Ein Reformvorhaben, das die Verwaltungslandschaft grundlegend verändern wird.
Die Thüringer Landesregierung möchte die kommunale Struktur effizienter gestalten. Aktuell gibt es noch zu viele kleine Gemeinden, die allein kaum überlebensfähig sind. Besonders betroffen sind Orte mit weniger als 250 Einwohnern. Sie sollen mit größeren Nachbargemeinden zusammengelegt werden. «Wir brauchen leistungsfähige Strukturen, um den demografischen Wandel zu bewältigen», erklärte ein Sprecher des Innenministeriums. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Bürgermeister aus dem Weimarer Land. «Wir können uns Doppelstrukturen nicht mehr leisten«, sagte er mir. Die Realität: Sinkende Einwohnerzahlen bei gleichzeitig steigenden Anforderungen an die Verwaltung.
Meine Großtante aus einem 180-Seelen-Dorf bei Saalfeld macht sich Sorgen. «Verlieren wir unsere Identität?», fragte sie beim Sonntagskaffee. Eine berechtigte Frage. Die Landesregierung verspricht, auf lokale Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Die Fusion soll nicht von oben diktiert werden. Vielmehr setzt man auf freiwillige Zusammenschlüsse mit finanziellen Anreizen. Mehr Informationen zur Reform gibt es auf der Webseite des Thüringer Innenministeriums.
Zwischen Tradition und Moderne, zwischen Identitätsbewahrung und Verwaltungseffizienz – Thüringen steht vor einem Balanceakt. Die geplanten Gemeindefusionen 2026 werden das Gesicht des Landes verändern. Ob zum Guten oder Schlechten, wird die Zeit zeigen. Eines ist sicher: Die kleinen Ortsschilder werden weniger werden. Dafür hoffentlich die Lebensqualität größer.