Selten habe ich eine so aufgeladene Atmosphäre im Bundestag erlebt wie gestern. Die Generaldebatte geriet zum verbalen Schlagabtausch, der die tiefen Gräben unserer politischen Landschaft offenlegte. Was als sachliche Auseinandersetzung beginnen sollte, entwickelte sich schnell zum emotionalen Showdown zwischen Regierung und Opposition.
Besonders die Frage nach dem neuen Sondervermögen für Bildung erhitzte die Gemüter. Finanzminister Lindner verteidigte die Pläne vehement: «Wir investieren nicht in Beton, sondern in Köpfe.» Doch die Opposition ließ kein gutes Haar an der Finanzierungsstrategie. Die Vorsitzende der größten Oppositionspartei bezeichnete das Vorhaben als «Buchungstrick auf dem Rücken kommender Generationen». Als ich die Gesichter auf der Regierungsbank beobachtete, war die Anspannung förmlich greifbar.
Der zweite Konfliktpunkt drehte sich um die schleppende Digitalisierung der Verwaltung. Die versprochene Verwaltungsreform kommt nicht voran. Ich erinnere mich an mein Erlebnis letzte Woche im Bürgeramt – drei Stunden Wartezeit für einen neuen Personalausweis sprechen Bände. Professor Dr. Müller vom Digitalrat bringt es auf den Punkt: «Deutschland verliert durch bürokratische Hürden jährlich etwa 2,3 Prozent Wirtschaftswachstum.»
Die aktuellen Auseinandersetzungen im Bundestag spiegeln unsere gesellschaftliche Zerrissenheit wider. Zwischen Reformstau und Zukunftsvisionen fehlt der gemeinsame Nenner. Während draußen vor dem Reichstag Demonstranten für mehr Klimaschutz protestierten, verhärteten sich drinnen die Fronten. Die eigentliche Frage bleibt: Wann finden wir zurück zum konstruktiven Dialog?