Tränen flossen im Berliner Olympiastadion – nicht wegen des 3:0-Erfolgs der DFB-Frauen über Australien, sondern wegen Giulia Gwinn. Die Rechtsverteidigerin musste bereits nach 25 Minuten vom Feld, stützte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf Betreuer. Die Sorge um ihr bereits zweimal operiertes Knie überschattete den Auftaktsieg in der Nations League.
«Wir stehen alle unter Schock», erklärte Bundestrainer Horst Hrubesch nach Abpfiff. «Giulia ist eine Schlüsselspielerin für uns. Jetzt hoffen wir auf positive Nachrichten.» Der Verdacht auf eine erneute Kreuzbandverletzung steht im Raum – ein Schicksal, das die 25-Jährige bereits 2020 und 2022 erleiden musste. Die Teamkolleginnen kämpften sichtlich mit den Emotionen, versuchten dennoch, Fokus auf die sportliche Aufgabe zu bewahren.
Der Sieg geriet dadurch fast zur Nebensache. Dabei zeigten die DFB-Frauen phasenweise beeindruckenden Offensivfußball. Lea Schüller traf doppelt, Klara Bühl steuerte einen weiteren Treffer bei. Die Münchner Angreiferin Schüller bewies ihre Torjägerqualitäten eindrucksvoll. «Wir haben das Spiel für Giuli gewonnen», sagte sie nach dem Match mit Tränen in den Augen. «Das Team ist in solchen Momenten wie eine Familie.»
Die Diagnose steht noch aus. Der DFB kündigte weitere Untersuchungen in den kommenden Tagen an. Die Szenen der Anteilnahme im Team zeigten einmal mehr, wie eng die Gemeinschaft der Nationalmannschaft ist. Für die Olympia-Zweiten geht es am Dienstag gegen Island weiter – dann vermutlich ohne ihre Führungsspielerin Gwinn, deren Weg zurück in den Fußball erneut ein steiniger werden könnte.