Als ich heute Morgen die Nachrichten durchforstete, stieß ich auf Bilder von Polizisten in Schutzwesten. Eine Großrazzia erschütterte gestern gleich vier Bundesländer. Die Sicherheitsbehörden haben offenbar einen bedeutenden Schlag gegen organisierte Schleuserkriminalität geführt. Die Dimension überrascht selbst mich als erfahrene Journalistin.
Mit über 1.000 Einsatzkräften durchsuchte die Bundespolizei Wohnungen und Geschäftsräume in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Hessen. Im Fokus: eine vietnamesische Schleuserbande, die Menschen illegal nach Deutschland gebracht haben soll. Zehn Hauptverdächtige wurden verhaftet. «Diese kriminellen Netzwerke profitieren schamlos von der Not anderer Menschen», erklärte ein Sprecher der Bundespolizei gegenüber Medienvertretern.
Die Schleuser verlangten angeblich bis zu 20.000 Euro pro Person für die gefährliche Reise nach Europa. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer vietnamesischen Restaurantbesitzerin letzten Monat. Sie erzählte mir mit gedämpfter Stimme von Verwandten, die alles verkauft hatten, um nach Deutschland zu kommen. Die Vorstellung, dass Menschen ihre gesamte Existenz aufgeben für einen Neuanfang, berührt mich jedes Mal aufs Neue.
Diese Razzia wirft ein Schlaglicht auf ein globales Dilemma. Während wir über Einwanderungspolitik debattieren, spielen kriminelle Netzwerke im Verborgenen ihr zynisches Spiel. Die Nachricht von der Zerschlagung der Schleuserbande ist ein wichtiger Erfolg – doch die Ursachen der Flucht bleiben bestehen.