Die Anmeldezahlen für Frankfurter Gymnasien erreichen in diesem Jahr einen neuen Höchststand. 55 Prozent aller Viertklässler wollen nach den Sommerferien aufs Gymnasium wechseln. Das sind etwa 3.150 Schülerinnen und Schüler, die den direkten Weg zum Abitur anstreben, wie das Schulamt bestätigt.
Bereits seit Jahren zeigt sich in Frankfurt ein deutlicher Trend zur gymnasialen Bildung. «Die Eltern sehen im Gymnasium die beste Zukunftsperspektive für ihre Kinder», erklärt Bildungsdezernentin Sylvia Weber. Die beliebtesten Gymnasien in der Innenstadt sind bereits überbucht. An der Musterschule und am Lessing-Gymnasium müssen Losverfahren entscheiden. Als langjährige Beobachterin der Frankfurter Schullandschaft fällt mir auf, dass besonders internationale Familien im Westend gymnasiale Bildung bevorzugen.
Die Realschulen verzeichnen hingegen rückläufige Anmeldezahlen. Nur 20 Prozent der Grundschulkinder wählen diesen Weg, während integrierte Gesamtschulen mit 25 Prozent stabil bleiben. Der Bildungsexperte Prof. Dr. Martin Krause von der Goethe-Universität warnt: «Der Run aufs Gymnasium verstärkt die soziale Segregation im Bildungssystem.»
Das Schulamt reagiert auf die hohe Nachfrage mit zusätzlichen Gymnasialklassen im Norden der Stadt. Für viele Rödelheimer und Bockenheimer Familien bedeutet dies längere Schulwege. Ob der Gymnasialtrend anhält, wird sich zeigen – die aktuelle Entwicklung wirft jedoch Fragen zur Zukunft der Schulvielfalt in Frankfurt auf.