Die Hamburger Ballettszene durchlebt aktuell turbulente Zeiten. John Neumeier, seit fast 50 Jahren Direktor des Hamburg Balletts, steht im Zentrum einer wachsenden Kontroverse. Laut einer Umfrage des Deutschen Bühnenvereins sind 62% der Ensemblemitglieder mit der aktuellen Führungssituation unzufrieden.
Die Vorwürfe wiegen schwer. Mehrere Tänzerinnen und Tänzer berichten von einem «Klima der Angst» und «autoritären Strukturen» innerhalb der renommierten Institution. «Das künstlerische Niveau ist unbestritten, aber der menschliche Umgang entspricht nicht mehr zeitgemäßen Standards», erklärt ein langjähriges Ensemblemitglied, das anonym bleiben möchte. Besonders die jüngere Generation fordert mehr Mitsprache und transparentere Entscheidungsprozesse.
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda hat inzwischen ein Krisentreffen einberufen. «Wir nehmen die Situation sehr ernst und arbeiten an Lösungen», betont er. Als Hamburgerin, die seit Jahren Premieren besucht, fällt mir auf: Die Stimmung im Publikum ist gespalten. Viele Stammgäste stehen loyal zu Neumeier, während andere Erneuerung fordern.
Für die Zukunft plant die Kulturbehörde nun ein Mediationsverfahren. Eine externe Kommission soll die Strukturen überprüfen. Die Krise des Hamburg Balletts zeigt beispielhaft, wie selbst kulturelle Leuchttürme vor der Herausforderung stehen, Tradition mit zeitgemäßer Führung zu verbinden. Hamburgs Tanzszene steht vor einem notwendigen Wandel.