Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat am Mittwochabend vor 10.000 begeisterten Fans in der ausverkauften Westfalenhalle Dortmund das Halbfinale der Weltmeisterschaft erreicht. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason besiegte Brasilien mit 30:24 (14:11) und trifft nun am Freitag in Köln auf den Olympiasieger Frankreich.
Es war ein hartes Stück Arbeit gegen kämpferische Brasilianer. Die erste Halbzeit verlief ausgeglichen, doch nach der Pause drehte das deutsche Team auf und setzte sich entscheidend ab. Besonders Johannes Golla und Jannik Kohlbacher überzeugten im Angriff, während Torwart Andreas Wolff mit wichtigen Paraden glänzte.
«Die Atmosphäre war unglaublich. Die Fans haben uns durch schwierige Phasen getragen», sagte Kapitän Johannes Golla nach dem Spiel. Mit 8 Toren war der Kreisläufer bester deutscher Werfer. «Wir wussten, dass Brasilien uns alles abverlangen würde, aber wir haben als Team zusammengehalten und verdient gewonnen.»
Bundestrainer Alfred Gislason zeigte sich zufrieden, mahnte aber auch: «Das Halbfinale gegen Frankreich wird eine ganz andere Hausnummer. Da müssen wir uns noch steigern.» Deutschland trifft am Freitagabend in Köln auf den Rekordweltmeister, der sich im Viertelfinale gegen Ungarn durchsetzte.
Die Stimmung in der Westfalenhalle war von Beginn an elektrisch. Tausende Fans in schwarz-rot-goldenen Trikots feuerten die Mannschaft unermüdlich an. «Dortmund ist eine Handball-Hochburg. Die Begeisterung hier ist ansteckend», sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann.
Nach einem nervösen Start fand das deutsche Team besser ins Spiel. Zur Pause führte Deutschland mit 14:11. Nach dem Seitenwechsel baute die Mannschaft den Vorsprung kontinuierlich aus. Besonders die Abwehr stand nun kompakter, und im Angriff wurden die Chancen konsequenter genutzt.
Die brasilianische Mannschaft, die überraschend ins Viertelfinale eingezogen war, hielt lange gut mit. Ihr Rückraumspieler Haniel Langaro bereitete der deutschen Abwehr mit seinen wuchtigen Würfen immer wieder Probleme. Doch letztlich setzte sich die größere individuelle Klasse und Spielerfahrung des deutschen Teams durch.
Bei den Fans herrschte nach dem Abpfiff Euphorie. «Wir können den Titel holen», sagte der 12-jährige Tim, der mit seinem Vater aus Bochum angereist war. «Die Mannschaft hat Charakter und kämpft füreinander. Das macht sie so stark.»
Die Spieler genossen die Feier mit den Zuschauern ausgiebig. Eine Ehrenrunde durch die Halle, Selfies mit den Fans und gemeinsame Gesänge – die Verbindung zwischen Team und Anhängern ist bei dieser Heim-WM besonders eng.
Für das Halbfinale gegen Frankreich am Freitag in Köln sind bereits alle 19.750 Tickets verkauft. Das Spiel beginnt um 20:30 Uhr und wird live in der ARD übertragen. Das zweite Halbfinale bestreiten Dänemark und Spanien.
Die Bilanz gegen Frankreich ist aus deutscher Sicht nicht optimal. Bei der letzten WM 2023 verlor Deutschland im Viertelfinale knapp gegen den späteren Weltmeister. «Aber in einem Heimturnier mit dieser Unterstützung ist alles möglich», betonte Rückraumspieler Juri Knorr, der gegen Brasilien 6 Treffer erzielte.
Die Handball-Begeisterung in Deutschland wächst mit jedem Spiel. Die TV-Quoten steigen kontinuierlich, und die Hallen sind ausverkauft. Die Social-Media-Kanäle des DHB verzeichnen Rekordzugriffe. «Diese WM ist ein Fest für den Handball», freute sich DHB-Vorstand Mark Schober.
Der deutsche Handballbund hofft, dass der Erfolg der Nationalmannschaft auch die Nachwuchsarbeit beflügelt. «Wir sehen bereits jetzt mehr Anfragen bei den Vereinen», sagte Jugendkoordinator Martin Heuberger. «Erfolge wie dieser Viertelfinaleinzug inspirieren junge Menschen.»
Das Finale der Handball-WM findet am Sonntag in Köln statt. Der letzte WM-Titel für Deutschland liegt bereits 17 Jahre zurück. Damals gewann die Mannschaft um Henning Fritz und Markus Baur im eigenen Land. Vielleicht ein gutes Omen für die aktuelle Generation um Andreas Wolff und Johannes Golla.