Am vergangenen Sonntag verstummte eine prägende Stimme des deutschen Films. Hark Bohm, Regisseur, Schauspieler und Entdecker großer Talente, ist im Alter von 86 Jahren in Berlin gestorben. Die Nachricht traf mich während der Vorbereitung für ein Filmfestival, wo seine Werke stets besondere Wertschätzung erfuhren.
Bohm prägte eine ganze Generation deutscher Filmemacher. Mit Werken wie «Nordsee ist Mordsee» (1976) und «Yasemin» (1988) brachte er soziale Themen auf die Leinwand, die bis heute nachhallen. Seine besondere Gabe war das Arbeiten mit jungen, unerfahrenen Darstellern. «Er hatte ein untrügliches Gespür für authentische Gesichter und Geschichten», erzählte mir Fatih Akin einmal, der durch Bohm zum Film fand.
Ich erinnere mich an eine Begegnung vor drei Jahren. Bohm sprach mit funkelnden Augen über seine Zeit als Professor an der Hamburger Hochschule für bildende Künste. Seine pädagogische Leidenschaft war ungebrochen. Als Schauspieler sah man ihn in zahlreichen Fatih-Akin-Filmen, was die tiefe Verbindung zwischen den beiden Filmemachern unterstrich.
Der deutsche Film verliert mit Bohm einen seiner wichtigsten Chronisten des Alltäglichen. Seine Fähigkeit, gesellschaftliche Realitäten ohne Pathos einzufangen, bleibt unübertroffen. In einer Zeit, in der das Kino nach neuen Richtungen sucht, werden seine bodenständigen, menschlichen Geschichten schmerzlich vermisst werden.