In Berlin steht eine bedeutende Straßenumbenennung bevor: Die Hofjägerallee im Tiergarten wird bald den Namen des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl tragen. Am 9. Mai findet die offizielle Umbenennungszeremonie statt. Das Datum ist nicht zufällig gewählt – es markiert den Europatag, eine passende Würdigung für den als «Kanzler der Einheit» und «Ehrenbürger Europas» bekannten Politiker.
Die Umbenennung betrifft die gesamte Hofjägerallee, eine wichtige Verkehrsachse, die vom Großen Stern durch den Tiergarten bis zur Spree verläuft. Diese zentrale Lage unterstreicht die Bedeutung, die Kohls politischem Erbe beigemessen wird. Die Straße liegt im Herzen Berlins, unweit des Regierungsviertels und wichtiger Wahrzeichen der Stadt.
Die Initiative zur Umbenennung ging vom früheren Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit aus und wurde von mehreren Parteien unterstützt. Der Bezirk Mitte stimmte dem Vorschlag zu, nachdem verschiedene Standorte in der Hauptstadt in Betracht gezogen worden waren. Die Entscheidung für die Hofjägerallee fiel letztlich wegen ihrer zentralen Lage und symbolischen Bedeutung.
Helmut Kohl prägte als Bundeskanzler von 1982 bis 1998 maßgeblich die deutsche Geschichte. Seine größte politische Leistung war die Wiedervereinigung Deutschlands nach dem Fall der Berliner Mauer 1989. Zudem setzte er sich stark für die europäische Integration ein und trieb die Einführung des Euro voran. Diese Verdienste machen ihn zu einer der bedeutendsten politischen Persönlichkeiten der Nachkriegszeit.
Die Umbenennung ist jedoch nicht unumstritten. Kritiker verweisen auf die CDU-Spendenaffäre, die Kohls Karriere überschattete, und stellen die Frage, ob ausreichend Zeit vergangen sei, um sein politisches Erbe angemessen zu bewerten. Die gesetzlich vorgeschriebene Wartezeit von fünf Jahren nach dem Tod einer Person für Straßenumbenennungen ist allerdings eingehalten worden – Kohl verstarb im Juni 2017.
Für Anwohner und Gewerbetreibende bedeutet die Umbenennung praktische Veränderungen. Adressänderungen müssen bei Behörden, Banken und anderen Institutionen gemeldet werden. Das Bezirksamt Mitte hat angekündigt, den Betroffenen mit Informationen und Unterstützung zur Seite zu stehen, um den Übergang zu erleichtern.
Die Kosten für die Umbenennung trägt größtenteils die Stadt Berlin. Neben neuen Straßenschildern müssen auch Karten aktualisiert und Navigationssysteme angepasst werden. Die Verkehrsbetriebe werden ihre Haltestellen entsprechend umbenennen. Trotz dieser Aufwendungen betont die Verwaltung, dass die historische Bedeutung dieser Ehrung die Kosten rechtfertige.
Am Tag der Umbenennung wird eine Feier mit prominenten Gästen stattfinden. Erwartet werden Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, darunter auch Weggefährten Kohls sowie Mitglieder seiner Familie. Die Zeremonie soll Kohls Beitrag zur Demokratie und zur europäischen Einigung würdigen.
Die Umbenennung reiht sich ein in andere Ehrungen für Helmut Kohl. In verschiedenen deutschen Städten gibt es bereits nach ihm benannte Plätze und Straßen. In Ludwigshafen, seiner Heimatstadt, wurde beispielsweise der Platz vor dem Rathaus nach ihm benannt. Auch international wurde sein Wirken gewürdigt, unter anderem durch die Verleihung des Karlspreises und des Friedensnobelpreises.
Mit der Helmut-Kohl-Allee erhält Berlin einen weiteren Ort, der an bedeutende politische Persönlichkeiten erinnert. Die Straße wird künftig nicht nur eine wichtige Verkehrsader sein, sondern auch ein Ort des Gedenkens an einen Staatsmann, der Deutschland und Europa nachhaltig geprägt hat.