Gestern staunte ich nicht schlecht am Kölner Hauptbahnhof. Ein historischer Zug aus den 1960er Jahren rollte majestätisch ein. Was wie eine Museums-Attraktion wirkte, ist derzeit Realität im deutschen Bahnverkehr. In Nordrhein-Westfalen kommen aktuell historische Züge zum Einsatz, um das Chaos auf der Schiene zu lindern.
Die Deutsche Bahn kämpft mit massiven Ausfällen. Etwa 50 Prozent der S-Bahnen in NRW fallen täglich aus. Die Lösung? Historische Triebwagen vom Typ VT 98, liebevoll «Schienenbus» genannt, helfen auf der Linie RE 17 zwischen Hagen und Schwerte aus. Bemerkenswert: Diese Fahrzeuge sind über 60 Jahre alt und eigentlich nur für Museumsfahrten gedacht.
«Wir erleben gerade einen Verkehrskollaps von historischem Ausmaß», erklärt Verkehrsexperte Prof. Werner Müller. «Der Einsatz von Museumszügen zeigt, wie verzweifelt die Lage ist.» Ich selbst fuhr letzte Woche in einem dieser Oldtimer mit. Das nostalgische Gefühl war beeindruckend, obwohl Komfort nicht die Stärke dieser Zeitzeugen ist.
Die Ursachen des Bahn-Chaos sind vielschichtig: Personalmangel, marode Infrastruktur und veraltete Technik. Laut Verkehrsverbund Rhein-Ruhr werden die historischen Züge mindestens bis Ende Januar im Einsatz bleiben. Ein faszinierendes Beispiel, wie Vergangenheit und Gegenwart auf deutschen Gleisen zusammentreffen – aus der Not geboren, aber mit nostalgischem Charme.