Wenn ich an einem herbstlichen Mittwochmorgen durch das Saarland fahre, bleibt mein Blick an den sanften Hügeln hängen. Was für Außenstehende idyllische Landschaft ist, entpuppt sich als Schauplatz eines kuriosen Wettstreits. Mehrere saarländische Gemeinden liefern sich einen regelrechten Höhenstreit um den Titel des höchsten Punktes im kleinsten Flächenland Deutschlands.
Der Dollberg bei Nohfelden galt mit seinen 695,4 Metern jahrzehntelang als höchste Erhebung des Saarlandes. Doch die Gemeinde Weiskirchen fordert diesen Status heraus. Auf dem Schimmelkopf wurden bei einer Neuvermessung 696,9 Meter ermittelt. «Die moderne GPS-Vermessung lässt keinen Zweifel – wir haben den höchsten Punkt», erklärt Bürgermeister Wolfgang Hübschen selbstbewusst. Letzte Woche stand ich auf beiden Gipfeln und musste schmunzeln: Der Unterschied ist mit bloßem Auge nicht erkennbar.
Das Landesamt für Vermessung hat nun eine offizielle Neuvermessung angeordnet. Der Streit mag absurd erscheinen, hat aber ernste wirtschaftliche Hintergründe. «Ein solcher Titel kann für den lokalen Tourismus Gold wert sein», verriet mir ein Hotelier aus Weiskirchen. Tatsächlich haben andere Berggemeinden nach Titelgewinnen bis zu 20 Prozent mehr Besucher verzeichnet.
Dieser liebenswerte Konkurrenzkampf zeigt, wie selbst in Zeiten globaler Herausforderungen lokale Identität wichtig bleibt. Das Saarland beweist: Manchmal liegen die größten Geschichten auf den kleinsten Erhebungen. Und während die Vermesser ihre Arbeit tun, genieße ich weiter die Aussicht – egal ob von 695 oder 697 Metern Höhe.