In Berlin-Neukölln sorgt ein Vorfall an der bekannten Rütli-Schule für Aufregung. Ein Lehrer wurde wegen seiner Homosexualität massiv bedroht, nachdem er seinen Ehemann zur Abschlussfeier mitgebracht hatte. Die Polizei ermittelt nun wegen Bedrohung mit homophobem Hintergrund. Laut Berliner Antidiskriminierungsstelle wurden im letzten Jahr 137 ähnliche Fälle registriert.
Der betroffene Pädagoge erhielt nach der Feier bedrohliche Nachrichten von Familienangehörigen eines Schülers. «Solche Vorfälle zeigen, dass wir beim Kampf gegen Diskriminierung nicht nachlassen dürfen«, erklärt Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch. Die Schulleitung stellte sich umgehend hinter den Lehrer und informierte die Behörden. Ich kenne die Rütli-Schule seit Jahren – sie hat einen langen Weg der Transformation hinter sich und gilt eigentlich als Musterbeispiel für Integration und Toleranz. Auch die Bezirksbürgermeister Martin Hikel verurteilt den Vorfall scharf und verweist auf das Neutralitätsgebot an Schulen.
Die Bedrohung zeigt, wie fragil das soziale Klima in manchen Kiezen noch immer ist. Die Schulgemeinschaft plant nun Workshops zum Thema Vielfalt und Toleranz. Die Berliner LGBTQ-Community fordert mehr Schutz für queere Menschen im Bildungsbereich. Letztlich geht es um eine grundsätzliche Frage: Wie können Schulen Orte sein, an denen alle – Schüler wie Lehrer – ohne Angst sie selbst sein dürfen?